Shungit Lexikon – Eigenschaften, Typen, Vorkommen und Forschung
Shungit (Original Name: Шунгит) ist ein immer beliebter werdendes Kohlenstoff-Gestein aus Karelien. In diesem Lexikon habe ich versucht, fundierte Informationen zu sammeln, die nicht westlich geprägt sind. Mein Ansatz ist, direkt aus dem Ursprungsland, in denen Shungit gefunden und über Jahrhunderte genutzt wurde zu erheben und mit Übersetzung in einer verständlichen Sprach wiederzugeben. Die Quellen sind sehr sorgfältig recherchiert und geprüft, aus der Originalsprache übersetzt und klar referenziert, um eine fachlich kompetente Übersicht zu bieten.
Mein Name ist Andreas Krobath und ich möchte hier eine verlässliche Informationsquelle aus Original-Fakten über Shungit präsentieren.
Wann entstand der Schungit?
Die Entstehung des Schungits wird heute geologisch in das frühe Proterozoikum datiert – vor etwa 2,0 bis 2,1 Milliarden Jahren. In dieser erdgeschichtlichen Phase, lange vor dem Auftreten komplexer Lebensformen, bildeten sich die kohlenstoffhaltigen Sedimente – durch Druck, Temperatur und Metamorphose entstand der heutige Schungit.
Geologische Institute in Karelien und Russland, insbesondere das Karelische Wissenschaftszentrum der Russischen Akademie der Wissenschaften (Карельский научный центр РАН), bestätigen das Alter der Schungit-Lagerstätten. Sie ordnen die Bildung der schungitführenden Schichten der Onega-Struktur im nördlichen Karelien zu. Die Gesteine enthalten organische Spuren von urzeitlicher biologischer Prozesse und zählen zu den ältesten bekannten kohlenstoffhaltigen Sedimentlagerstätten der Erde.
Quellen: Karelisches Wissenschaftszentrum RAN; IGES Publikation 2024.
Erste Erwähnung & Erstnachweis in Karelien
Erste schriftliche Erwähnung: Die ersten Beschreibungen kohlenstoffreicher Gesteine in der Region datieren ins späte 18. Jahrhundert, dabei verweisen regionale Übersichten auf frühe Erwähnungen in naturkundlichen Quellen.
Erster wissenschaftlicher Nachweis / Name: Der Name „Шунгит“ (Schungit / Shungite) wurde im späten 19. Jahrhundert erstmals verwendet. Zwei Jahresangaben werden häufig zitiert: 1876 (A. A. Inostrantsev beschreibt das Gestein als besondere amorphe Kohlenstoffform) und 1879 (offizielle Einführung in geologischen Publikationen). Die Unterschiede entstanden durch die erste Beschreibungen und den Feldaufnahmen im Jahre 1870 – versus einer formalen Nennung in Publikationen zwischen 1876–1879.
Erster Fundort: Das Dorf Shun’ga (Заонежье, Republik Karelien) gilt als klassischer Fundort; dort wurde die erste Schungit-Ader dokumentiert, später bergmännisch untersucht / erforscht und kommerziell abgebaut.
Tsarina’s Spring in Tolvuja
Tolvuja (russisch Толвуя) ist ein Dorf im Medvezhegorskiy-Distrikt von Karelien. In diesem Dorf befindet sich ein historischer Quellort namens „Царицын ключ“ („Tsar’s Spring“ bzw. „Tsarina’s Spring“), der heute noch existiert. Die Quelle ist eng mit den regionalen Schungit-Legenden verbunden und galt historisch als besonders wertvoll, da das Wasser durch Schungit-Lagerstätten floss. Schungit wurde in der Region traditionell zur Wasseraufbereitung genutzt, und Quellen wie diese waren daher bedeutend für die Heilpraxis und Trinkwasserversorgung.
Auf dem Tourismus-Portal von Karelien wird die „Tsarina’s Spring“ ausdrücklich als Sehenswürdigkeit genannt, mit Standortangabe: „on the way to Medvezhjegorsk, on 35th kilometer before the village of Tolvuya“ (ticrk.ru – Tsarina’s Spring).
Quellen (karelische / regionale Publikationen)
- КарНЦ РАН — Museums-Eintrag: «Шунгит» IG KarRC RAS, Petrozavodsk — Museum / Sammlungsinfo.
- Филиппов М.М. — «Шунгитоносные породы Онежской структуры» Monographie, Petrozavodsk, 2008
- Филиппов М.М., 2002 — Eintrag Russische Nationalbibliothek
- Archivkopie / RAR-PDF Mirror/Archiv, Urheberrecht prüfen.
- Filippov, Deines et al., ResearchGate PDF
- «На родине шунгита» — IG KarRC RAS PDF
- Дейнес Ю.Е., Первунина А.В., Review Artikel 2019
- Первунина А.В., Мясникова О.В. – Struktur & Kristallisation
- Дейнес Ю.Е., Филиппов М.М. – Subplastos-Lagerstätten

Typisierung nach Kohlenstoffgehalt
Schungit-Gesteine weisen einen variablen Kohlenstoffgehalt auf, von wenigen Prozent bis nahezu 98 %. Die Einteilung erfolgt von kohlenstoffarmen bis zu nahezu reinem Edelschungit. Wissenschaftlich gibt es keine formale, DOI-veröffentlichte Klassifikation, die bisher genutzte Einteilung basiert auf regionalen Studien aus Karelien.
- Type I / „Edelschungit“: ~75‑98 % Kohlenstoff, silbrig glänzend.
- Type II / „Schungit“: ~35‑74 % Kohlenstoff, schwarz bis matt.
- Type III / „Regulärer Schungit“: ~20‑34 % Kohlenstoff, dunkler, mineralreich.
- Type IV / „Niedriger Schungit“: ~10‑19 % Kohlenstoff, sehr mineralreich, enthält Sand und Erde.
Hinweis: Diese Typologien stammen vorwiegend aus populären Quellen und dienen der Orientierung.
Abbildungen / Tabellen
Tabelle: Typisierung und chemische Zusammensetzung von Schungit
| Typ / Kategorie | Kohlenstoffgehalt (wt%) | Beschreibung / Erscheinungsbild |
|---|---|---|
| Type I / „Edelschungit“ | ~75–98 | Silbrig glänzend, sehr hoher Kohlenstoffanteil, fast reines Kohlenstoffmaterial (Fullerene) |
| Type II / „Schungit / Normaler Schungit“ | ~35–74 | Schwarz bis matt, teilweise schieferartig, mittlerer Kohlenstoffanteil |
| Type III / „Regulärer Schungit“ | ~20–34 | Dunkler, höhere mineralische Beimischungen, teilweise Quarz und Tonminerale |
| Type IV / „Niedriger Schungit“ | ~10–19 | Dunkler, sehr hoher Mineralanteil, enthält Sand, Ton und Erde |
Beispiel: SEM-Bilder / Nanostruktur

SEM-Bild: Detailed backscattered-electron (BSE) und secondary-electron (SE) images von Edelschungit (A) und Rohschungit (B) mit Quarz-Adern und Pyritdrusen. Quelle: Studie DOI: 10.3390/ma16031217
Quellen dazu:
- ResearchGate: Vergleich Kohlenstoff in Shungit-Gesteinen
- Wikipedia RU: Physikalische Eigenschaften & Typen
Systematische Einordnung / Klassifikation
Shungit wird geologisch als hochkarbonreiches Sediment- oder Metasediment innerhalb der Onega/Zaonega Formation des Fennoskandischen Schildes eingeordnet. Alter: Paläoproterozoikum, ca. 2,1 Milliarden Jahre (DOI 10.1007/978‑3‑030‑22974‑0_47).
Mineralogisch enthält Shungit organischen bzw. elementaren Kohlenstoff, Silikate, Tonminerale, Sulfide und weitere Mikrominerale. Strukturale Ebenen: supramolekular, molekular, elektron‑energetisch, strukturell‑physikalisch (DOI 10.1007/978‑3‑030‑22974‑0_47).
Genetisch diskutiert: organisches Material (kerogen‑ähnlich) im flachmarinen Sediment + metasomatische/diagenetische Prozesse (z. B. Dedolomitisierung) (DOI 10.31857/S0024‑497X20192149‑164).
- Paläoproterozoische Entstehung (ca. 2.1 Ga), Onega/Zaonega-Struktur.
- Hoher organischer Kohlenstoffanteil: 20–100 wt % C. (DOI 10.5194/ejm‑34‑131‑2022)
- Metamorphose / metasomatische Überprägung, Grünsteingürtel-Facies (DOI 10.31857/S0024‑497X20192149‑164)
- Begleitminerale: Quarz, Tonminerale, Sulfide; hoher C-Anteil: fast reiner Kohlenstoff („shungite‑matter“) (DOI 10.1007/978‑3‑030‑22974‑0_47)
Beschreibung / Merkmale
Der Kohlenstoffgehalt von Shungit-Gesteinen variiert stark, von wenigen Prozent bis zu ~98 % oder mehr. Besonders hochgradige Varianten (Type I / „Edelschungit“) weisen > 98 wt % C auf. (DOI 10.5194/ejm‑34‑131‑2022)
Strukturell enthält Shungit nanoporöse und globuläre Kohlenstoffaggregate, darunter Fullerene (C₆₀, C₇₀), sowie supramolekulare Kohlenstoff‑Zusammenschlüsse, die viele physikalische und chemische Eigenschaften erklären. (DOI 10.1134/1.1307814)
Physikalisch zeigen Shungite hohe elektrische Leitfähigkeit, Adsorptionsfähigkeit gegenüber organischen und anorganischen Stoffen sowie katalytische Aktivität. (DOI 10.1002/pssb.200642226)
Typisierung der Schungit-Gesteine
Hochgradiger Edelschungit (Type I)
- Farbe: silbrig‑glänzend
- Kohlenstoffgehalt: 75–98 %
- Dichte: ca. 1,8–1,9 g/cm³
- Härte: ~3–3,5 Mohs
Kohlenstoffärmere Varianten (Type II–IV)
- Farbe: schwarz bis matt
- Kohlenstoffgehalt: 10–74 %
- Dichte: bis 2,8 g/cm³
- Härte: ~3,5–4 Mohs
Entstehung / Geschichte
Die ersten dokumentierten Funde stammen aus 1876 in der Nähe des Dorfes Шуньга (Shun’ga), Karelien. Alexander Alexandrowitsch Inostranzew untersuchte die kohlenstoffreichen Gesteine und prägte den Begriff „шунгит“. (DOI 10.1080/00206818709466215)
Geologisch entstand Shungit meist durch sedimentäre Kohlenstoffanreicherungen im Paläoproterozoikum (~2,1–1,8 Mrd. Jahre) in der Zaonega-Formation. (DOI 10.1016/j.chemgeo.2019.03.002)
Alternative Theorien berücksichtigen hydrothermale oder metasomatische Prozesse und sogar mögliche extraterrestrische Einflüsse (Fullerene), allerdings bislang ohne gesicherte DOI-Publikation.
Vorkommen / Verbreitung
Hauptvorkommen: Republik Karelien, Russland, Onega-Becken (Zaonega-Halbinsel), bedeutend: Zazhoginskoe-Feld (Depots: Zazhoginskoe, Maksovo). (DOI 10.17580/or.2021.06.04) Nur diese Quelle liefert großtechnisch hochwertiges Shungit weltweit.
Neben dem bekannten Shungit aus Karelien in Russland wurde 2014 ein weiteres potenziell bedeutendes Vorkommen in Mangampet, Andhra Pradesh (Indien), identifiziert. In den Mangampet Barytes Mines entsteht kohlenstoffreiches Gestein als Nebenprodukt des Baryt-Abbaus, das laut Untersuchungen von Dr. R. Jagadiswara Rao potenziell natürliche Fullerene (C60, C70, C84) enthält. Die Mengen sind bislang nur geschätzt und methodisch umstritten. Dennoch stellt das indische Vorkommen eine interessante Ergänzung zum karelischen Shungit dar. Wirtschaftlich wird Mangampet-Shungit derzeit hauptsächlich als Nebenprodukt betrachtet, und Produkte aus diesem Material sollten erst nach unabhängiger Laboranalyse bewertet werden. Mehr dazu im Artikel: Indischer vs Karelien Shungit & Fullerene: Potenzial und Fakten.
Einzelfunde in Finnland, Spanien, Österreich: mengenmäßig gering, meist nicht wirtschaftlich erschlossen. (DOI 10.1007/978‑3‑030‑22974‑0_47)
Im Handel als „spanischer“ oder „europäischer Shungit“ meist Importware aus Karelien oder kohlenstoffärmere Varianten.
Bedeutung / Verwendung
Shungit wird technologisch und industriell eingesetzt, z. B. zur Wasseraufbereitung: Schadstoffe wie Schwermetalle (Zn²⁺) und organische Verbindungen werden effektiv adsorbiert. (DOI 10.3390/w10040422)
Nanostrukturierte Anwendungen: Verbundwerkstoffe, leitfähige Zusatzstoffe, elektrokatalytische Carbon-Paste-Elektroden. (DOI 10.15328/chemb_2013_291-96)
Gesundheits-, Kosmetik- und Alternativmedizin: antioxidative und zellschützende Effekte. (DOI 10.3390/antiox10071121)
Belege (Auswahl)
- Skrypnik L. et al., Antioxidant & Adsorption Properties, 2021
- Fischer A.R. et al., Wasseraufbereitung, 2018
- Ongarbayev Y. et al., Öladsorption, 2022
- Serikbayev B. & Kamysbayev D., Electrocatalysis, 2013
Forschung / wissenschaftlicher Kontext
Forschungsschwerpunkte:
- Geochemie & Biomarkeranalyse: organische Bestandteile, Aminosäuren, Kohlenstoffstrukturen.
- Nanostruktur: rGO-ähnliche und fullerene-ähnliche Kohlenstoffformen.
- Physikalische Eigenschaften: Adsorption, elektrische Leitfähigkeit, katalytische Aktivität.
- Industrielle Nutzung: Wasserfilter, Schadstoffentfernung, Verbundwerkstoffe.
- Offene Fragen: Genese, Eigenschaften je Lagerstätte, standardisierte industrielle Anwendungen.
Wesentliche Eigenschaften von Schungit
- Nanoporöse Kohlenstoffaggregate
- Fullerene (C₆₀, C₇₀)
- rGO-ähnliche Strukturen
- Elektrische Leitfähigkeit
- Adsorptions- und katalytische Eigenschaften
Mehr Details zu Forschung, Geschichte und Nutzung in folgendem Artikel: Schungit: Forschung, Geschichte & Nutzung
Synonyme / Varianten / Sprachformen
Russisch: [translate:«шунгит», «шунгитовые породы»] – Englisch: “shungite”, “shungite rocks” – Finnisch (in finnisch-karelischen Publikationen oft transliteriert) „shungiitti“.
Weitere gebräuchliche Synonyme und Bezeichnungen in verschiedenen Sprachen und Kontexten sind:
- Deutsch: Schungit, Shungit, Algenkohle, Schungit-Kohle, Inostranzeff’sches Schungit
- Spanisch: Shungita
- Bulgarisch: Шунгит
- Tschechisch: Šungit
- Polnisch: Szungit
- Niederländisch: Shungiet
- In der Mineralogie auch als „natürlicher amorpher Kohlenstoff“ oder „Fullerit“ (für den fullerengehaltigen Anteil) bezeichnet.
Bezeichnungen wie „Algenkohle“ verweisen auf den angenommenen sedimentären Ursprung aus abgestorbenen Meeresalgen.
Literatur / Quellen / Querverweise
- Shanina S. N., Golubev E. A., PANGAEA Dataset, DOI 10.1594/PANGAEA.792625
- Ivankin P. F. et al., Int. Geol. Rev., DOI 10.1080/00206818709466215
- Kovalevski V. V. et al., Neorganičeskie Materialy, 2023, DOI 10.31857/S0002337X23070096
- Skrypnik L. et al., Antioxidants 2021, DOI 10.3390/antiox10071121
- Dubrovina I. A. et al., Eurasian Soil Science, 2023, DOI 10.1134/S1064229323601798
- Glagolev S. (eds), Springer Proc. Earth Environ. Sci., 2019, DOI 10.1007/978-3-030-22974-0_47
- Schungit Buch – aktualisierte Ausgabe 2024
Autor: Andreas Krobath
Veröffentlichung: 05.04.2024
Verlag: Eigenverlag / Edelschungit.eu
ORCID: 0009-0005-5553-0580
Buch: Direkt zum Buch
Leseprobe: Academia.edu - Schungit – Edelschungit, therapeutische Anwendungen und Praxistipps
Autor: Andreas Krobath
Veröffentlichung: 23.04.2025
Verlag: Eigenverlag / Edelschungit.eu
ORCID: 0009-0005-5553-0580
Buch: Direkt zum Buch
Leseprobe: Academia.edu
Disclaimer / Hinweis
Alle Informationen zum Schungit wurden sorgfältig von Andreas Krobath aus zuverlässigen Originalquellen (Russland, Karelien, Fachliteratur) recherchiert. Der Inhalt dient der allgemeinen Information. Trotz meiner sorgfältigen Recherche kann ich keine Garantie für die Vollständigkeit, Genauigkeit oder Aktualität der Informationen gegeben und erhebe daher auch keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Für konkrete gesundheitliche Anwendungen oder medizinische Entscheidungen empfehle ich, einen Arzt/Ärztin oder medizinischen Experten zu Rate zu ziehen.